Blasenprobleme bei Kindern sind behandelbar
Enuresis ist das nächtliche Bettnässen eines ansonsten völlig gesunden Kindes, das tagsüber schon vollständige Kontrolle der Blasenfunktion hat und keine weiteren Auffälligkeiten wie Urinverlust am Tage, plötzlichen Harndrang oder Blasenentzündungen zeigt. Im Alter von sieben Jahren sind etwa 5 bis 10% aller Kinder nachts noch nass, Jungen etwas häufiger als Mädchen. Von diesen Kindern werden pro Jahr zirka 15% von allein trocken. Zwar ist das alleinige Bettnässen eines gesunden Kindes aus medizinischer Sicht völlig harmlos, aber es kann die betroffenen Kinder und ihre Familien erheblich belasten. Das Bettnässen ist vererbbar: Wenn ein oder sogar beide Elternteile Bettnässer waren, ist das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls betroffen. Für betroffene Familien ist es wichtig, zu verstehen, dass kein Kind aus Trotz oder Faulheit in der Nacht einnässt und dass man es auf keinen Fall ausschimpfen oder bestrafen sollte. Zudem gibt es nicht nur eine einzige Ursache für das Einnässen, sondern mehrere, die allein oder in Kombination zum Einnässen führen können.
Dies sind die häufigsten Ursachen für nächtliches Einnässen:
1. Eine sehr hohe Weckschwelle (ein sehr tiefer Schlaf): Manche Kinder haben einen extrem tiefen Schlaf und werden vom Harndrang, den sie am Tage normal verspüren, nicht geweckt.
2. Eine vermehrte Urinproduktion in der Nacht: Das Gehirn produziert im Schlaf einen Botenstoff, der die Urinproduktion drosselt. Darum ist der Morgenurin oft dunkler. Der Botenstoff heißt Anti-Diuretisches- Hormon (ADH) und seine Produktion beginnt erst um das 2. bis 3. Lebensjahr herum. So ist sichergestellt, dass die Blase die gesamte Urinmenge der Nacht speichern kann, ohne dass ihr Fassungsvermögen überschritten wird. Sollte dies dennoch passieren, wird man normalerweise durch den Harndrang geweckt. Ein noch nicht richtig eingespieltes ADH-System, aber auch große Trinkmengen am Nachmittag oder Abend können zu vermehrter Urinausscheidung in der Nacht führen. In Kombination mit einer hohen Weckschwelle nässt das Kind dann nachts ein.
3. Eine „kleine Blase“. Das alterstypische Fassungsvermögen der Blase kann zu klein sein. Hier kann eine noch nicht ausreichende Dämpfung der Blase durch das noch nicht ausgereifte Nervensystem die Ursache sein. In Kombination mit einer hohen Weckschwelle nässt das Kind dann nachts ein.