Verhaltensänderungen und (nicht)medikamentöse Vorsorge können helfen
Akute, häufig wiederkehrende, aber unkomplizierte Harnwegsinfektionen werden von Allgemeinmedizinern, Urologen und Gynäkologen oft in der Sprechstunde behandelt.
In nur zwei bis drei Prozent der Fälle kommt es dabei auch zu einer Nierenbeckenentzündung. Somit sollte der medizinische Fokus auf der Symptomlinderung und Verringerung der Häufigkeit der Zystitis liegen.
Zu den Risikofaktoren, die häufige Harnwegsinfekte begünstigen zählen verschiedene Faktoren: anatomischer und funktioneller Art, Begleiterkrankungen und bestimmte Verhaltensweisen.
Anatomische und funktionelle Risikofaktoren:
Inkontinenz, Restharn, Östrogenmangel, Zystozele, Dauerkatheter, Blutgruppenantigen-Non-Sekreter
Diese Faktoren sollten wenn immer möglich saniert bzw. optimiert und behandelt werden.
Begleiterkrankungen, die Harnwegsinfekte begünstigen:
|
|
|
|
|
|
Verhaltensweisen, die häufige Blasenentzündungen fördern:
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Die gute Nachricht ist, dass allein durch die Vermittlung der zur vermeidenden Verhaltensweisen und Risikofaktoren (siehe obige Tabelle) Harnwegsinfekte bereits um 84 Prozent gesenkt werden können. Die individuelle Erfolgsraten hängt vom Patienten und der Art der Massnahme ab.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass vor jeder medizinischen Massnahme insbesondere zur langfristigen Vorsorge auch eine gute Beratung der Patienten in Bezug auf Risikofaktoren und Verhaltensweisen erfolgt.
Nichtmedikamentöse Prophylaxemöglichkeiten
Es gibt auch Möglichkeiten Harnwegsinfekte zu verringern durch nichtmedikamentöse Vorbeugungsmassnahmen. Dazu zählen Biofeedback, stationäre Rehabilitation und auch Akkupunktur. Diese haben positive Ergebnisse hervorgebracht, die in kontrollierten Studien noch bestätigt werden müssen.
Nichtantibiotische – medikamentöse Prävention
Laut Leitlinie werden folgende Medikamente empfohlen:
- Uro-Vaxom
- StroVac
- 2g Manose/Tag
- Bärentraube
- Kapuzinerkreekraut/Meerrettichwurzel
Weiter mögliche vorbeugende Medikamente sind:
- Laktobazillen
- Cranberries
- Intravesikale Hyaluronsäure
- Methenaminsalze
Diese vier Medikamente zeigen bei Studien zur Langzeitprophylaxe widersprüchliche Ergebnisse, so dass sie von der aktuellen Leitlinie nicht empfohlen werden.
Antibiotische Prophylaxe
Für den Fall, dass die oben genannten Möglichkeiten nicht oder nicht ausreichend ansprechen und insbesondere bei Hochrisikopatienten, ist eine niedrig dosierte antibiotische Langzeitprophylaxe gemäss Leitlinie eine sehr wirksame Möglichkeit.
Quelle:
Urologische Nachrichten 09.2022, 74. Kongress der DGU 2022, PD Dr. med. Winfried Vahlensieck