Chronischer Blasenschmerz: Diagnose und Therapie
Der chronische Blasenschmerz ist eine besondere Form der Blasenentzündung
Kämpfen Sie mit Blasenschmerzen, Harndrang und erhöhter Harnfrequenz? Wenn ja, gehören Sie vielleicht zu den Millionen von Männern und Frauen, die an interstitieller Zystitis (IC) leiden. Unabhängig davon, ob Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bei Ihnen oder einer Person in Ihrem Umfeld bereits IC diagnostiziert hat, erhalten Sie im Kontinenzzentrum Hirslanden Unterstützung und Rat, um die Erkrankung besser verstehen und steuern zu können. Es gibt Hoffnung. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
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Was ist chronischer Blasenschmerz?
Die schmerzhafte Blase, gemeinhin Blasenschmerz, chronischer Blasenschmerz oder Blasenschmerzsyndrom genannt, ist eine besondere Form der Blasenentzündung. Im Gegensatz zu einer akuten, meist durch Bakterien in der Blase oder in der Harnröhre hervorgerufenen und unter einer geeigneten Behandlung mit Antibiotika bereits nach wenigen Tagen wieder abklingenden Blasenentzündung, entwickelt sich die schmerzhafte Blase (interstitielle Zystitis, IC) schleichend und besteht dann nicht selten Jahre bis Jahrzehnte, insbesondere bei Frauen.
Eine Interstitielle Zystitis als Ursache des Blasenschmerzes zu erkennen, bereitet oftmals Schwierigkeiten und beruht zum Grossteil auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen der Blase, des Harntrakts oder anderer Organe.
Wer ist von chronischen Blasenschmerzen / interstitieller Zystitis betroffen?
Der chronische Blasenschmerz kann Männer, Frauen und Kinder jeden Alters treffen. Am häufigsten - zu etwa 80 Prozent - sind jedoch Frauen zwischen 40 und 60 Jahren von Blasenschmerz betroffen.
Chronischer Blasenschmerz: Symptome
Die Ausprägung der Beschwerden beim Blasenschmerz ist sehr variabel, sodass Fragebögen nur einen Teil der Betroffenen erfassen können. Charakteristische Symptome der Erkrankung sind laut der Europäischen Gesellschaft zur Untersuchung der Interstitiellen Zystitis (ICA):
- Häufiges Wasserlassen: In schweren Fällen bis zu 60 Mal am Tag und in der Nacht. Im Frühstadium oder in leichten Fällen der Interstitiellen Zystitis ist die Miktionshäufigkeit das einzige Symptom der Erkrankung.
- Ausgeprägte Schmerzen in der Blasengegend: Wiederkehrende Schmerzen können im Unterleib sowie im Harn- oder Vaginalbereich auftreten. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind auch möglich. Bei Männern können testikuläre, skrotale und perineale Schmerzen sowie Schmerzen bei der Ejakulation auftreten. Nach der Blasenentleerung bessern sich die Schmerzen nur für kurze Zeit. Die Schmerzen können in der Intensität, Häufigkeit und Art variieren.
- Enormer Harndrang: Betroffene haben oft einen starken Harndrang. Das Gefühl kann von Schmerzen, Druck, Brennen oder Spasmen begleitet sein.
- Geringe Urinmenge: Obwohl der Harndrang häufig und stark ist, können oft nur geringe Mengen Urin ausgeschieden werden.
- Geringe funktionelle Blasenkapazität: Eine verminderte Kapazität der Blase führt ebenfalls zu häufigeren Entleerungen.
- Weitere Symptome: Manche Patienten berichten neben den oben genannten Symptomen auch von Muskelschmerzen und rheumaartigen Gelenkbeschwerden, allergischen Reaktionen, migräneartigen Kopfschmerzen sowie Magen- oder Darmbeschwerden.
Von den genannten Leitsymptomen können einige oder auch alle zutreffend sein. Die Symptome unterscheiden sich von Patient zu Patient und können bei derselben Person sogar variieren. Einige Betroffene haben mildere Fälle von IC, die ihr Leben nicht wesentlich stören. Andere Betroffene haben Symptome, die von Tag zu Tag, Woche zu Woche oder Monat zu Monat zu- oder abnehmen. Wieder andere Betroffene erleben IC-Symptome dauerhaft stark, bei Tag und auch bei Nacht.
Allgemein bedeuten ausgeprägte Symptome für betroffene Patienten eine starke Einschränkung in ihrer Lebensqualität und -führung. So können aufgrund der nächtlichen Toilettengänge Begleitsymptome wie Schlafmangel, Konzentrationsproblemen oder Kopfschmerzen auftreten. Die psychischen Veränderungen, die einhergehend mit der Erkrankung auftreten können, sind Folge der Erkrankung — nicht ihre Ursache.
Berichte von Patienten und Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Erkrankungen häufiger bei Personen mit IC auftreten als in der Allgemeinbevölkerung. Einige davon sind Allergien, Reizdarmsyndrom, Vulvodynie, Endometriose, Fibromyalgie, Migräne, chronische Erschöpfungserscheinungen (CFS), Beckenbodendysfunktion und Sjögren-Syndrom.
Diagnose bei Blasenschmerz / Interstitielle Zystitis
Die Diagnose der IC gestaltet sich bei den meisten Betroffenen schwierig. In der Regel vermutet der untersuchende Arzt zunächst aufgrund der Beschwerden, dass eine akute oder chronische Blasenentzündung vorliegt. Hierauf müssen Urinproben genommen und auf Vorhandensein von Bakterien oder weissen Blutkörperchen untersucht werden.
Zur weiterführenden Untersuchung kann eine Blasenspiegelung (Zystokopie) unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose vorgenommen werden. Hierbei wird die Beschaffenheit der gedehnten Blasenwand untersucht und auf punktförmige Einblutungen, kleine Geschwüre oder andere krankhafte Veränderungen geachtet. Ebenfalls kann eine Gewebeprobe (Biopsie) erforderlich sein. Insbesondere die kleinen, punktförmigen Einblutungen, welche erst durch die Dehnung der Blasenwand sichtbar werden, sind ein charakteristisches Merkmal von IC.
Zur Diagnose des Blasenschmerzes müssen andere Krankheiten oder Zustände ausgeschlossen werden, bei denen ähnliche Symptome auftreten können, wie z.B. Blasenkrebs, Nierenerkrankungen, Tuberkulose, Vaginalinfektionen, Geschlechtskrankheiten, Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, Strahlenzystitis und Nervenerkrankungen. Bei Männern wird IC zudem häufig mit anderen Störungen verwechselt, beispielsweise mit chronischer Prostatitis / chronischem Beckenschmerzsyndrom (CP / CPPS).
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Was sind die Ursachen für Blasenschmerz?
Der Begriff “interstitielle Zystitis” weist darauf hin, dass hier nicht die Blasenschleimhaut entzündet ist, sondern vielmehr die tiefer liegenden Zwischenräume der Blasenwand betroffen sind. Die Interstitielle Zystitis ist noch nicht vollständig untersucht, insbesondere die Ursachen sind noch weitgehend ungeklärt und zudem sehr vielfältig. Neben immunologischen und infektiösen Ursachen wird auch eine erhöhte Durchlässigkeit der Blasenschleimhaut für toxische Substanzen vermutet. Auch autoimmunologische Störungen und Sauerstoffmangel-Zustände (Ischämie) im kleinen Becken werden als Auslöser für den Blasenschmerz in Betracht gezogen.
Als Ursache bzw. Auslöser der IC werden unter anderem vermutet:
- Frühere, bakterielle Blasenentzündungen (Zystitis), Harnwegsinfekte oder andere Erkrankungen des Urogenitalsystems
- Unzureichende Schutzfunktion der Blasenschleimhaut als Barriere gegen Bakterien und äussere Schadstoffe
- Operationen
- Muskuläre und orthopädische Erkrankungen, bspw. Beckenbodenmuskeldysfunktion
- Neurologische, hormonelle und gefässbedingte Störungen
- Traumata, z.B. Blasentrauma, Rückenmarkstrauma
- Allergische Erkrankungen
- Rheumatologische Erkrankungen
In der Forschung wird angenommen, dass aufgrund der Beschädigung der Blasenwand (durch einen Auslöser) das Eindringen von Bestandteilen des Urins in die Zwischenräume der Blasenwand ermöglicht wird. Sobald die Stoffe dorthin gelangen, können sie zu einer Vielzahl an Körperreaktionen führen, die die Blase weiter schädigen und auch chronische Nervenschmerzen verursachen können.
Die Interstitielle Zystitis (IC) ist keine psychosomatische Störung und wird nicht durch Stress verursacht. Jedoch leiden Betroffene stark unter der Erkrankung, was wiederum zu psychischen Folgen führen kann.
In den letzten Jahren wurde auch die Beziehung zwischen IC und Missbrauch untersucht. Jedoch sind hier die Untersuchungsergebnisse sehr unterschiedlich, sodass noch eine endgültige Antwort gefunden wurde. Weitere Forschung sowie klinische Studien sind erforderlich, um alle Aspekte von IC zu verstehen, einschliesslich der unterschiedlichen individuellen Behandlungsreaktionen.
Therapie und Behandlung von Blasenschmerz
Der Blasenschmerz hat spezifische Ursachen und erfordert ein besonderes Diagnose- und Therapiekonzept
Ein erster wichtiger Schritt für IC-Betroffene ist die Diagnosestellung. Da die Ursachen der IC bisher nahezu unklar sind, mangelt es vielfach noch an geeigneten Behandlungskonzepten zur Heilung der Krankheit. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es weder ein Heilmittel für Blasenschmerz, noch eine Behandlungsmethode, die für alle Patienten gleich wirksam ist.
So konzentrieren sich alle derzeit bekannten Therapien auf die Linderung der Beschwerden durch den Blasenschmerz. Am Anfang steht eine medikamentöse Behandlung, in der Regel als Kombinationstherapie mehrerer Wirkstoffe. Weitere Behandlungsoptionen sind die Instillationstherapie (Einträufelung von Arzneimitteln in den Urin der Harnblase), die elektromotorische Instillationsbehandlung der Blase sowie verschiedene Methoden der Nervenstimulation.
Eine Anpassung der Ernährung, zum Beispiel der Verzicht auf säurehaltige und scharfe Nahrungsmittel, Koffein, Alkohol und Nikotin, kann ebenfalls die Schwere der Symptome lindern.
Die Chancen auf Linderung der Symptome und eine deutliche Steigerung der Lebensqualität sind hoch, wenn IC-Patienten zusammen mit einem interdisziplinären Spezialisten-Team einen individuellen, ganzheitlichen Behandlungsplan erarbeiten.
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Eine effiziente Behandlung von Blasenschmerz / Interstitielle Zystitis erfordert Geduld und eine ausgewiesene Kompetenz und Erfahrung. Die Herausforderung bei IC besteht in der korrekten Diagnose und der individuellen Behandlung, sodass Patienten, die oft bereits einen langen Leidensweg hinter sich haben, effektiv und nachhaltig geholfen werden kann.
Das Kontinenzzentrum Hirslanden ist als Zentrum für Interstitielle Zystitis und Beckenschmerz vom ICA-Deutschland e.V. zertifiziert. Dies beinhaltet eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller involvierten Fachbereiche wie Urologie, Gynäkologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Pathologie, Schmerztherapie, Ernährungsberatung, Neurologie, Psychosomatische Medizin und Physiotherapie.
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