Scheidensenkung: Ursachen, Symptome und Behandlung
Was versteht man unter einer Scheidensenkung?
Bindegewebe, Muskulatur und Bänder halten die Organe des Beckenbodens an ihren Positionen. Im Alter oder durch Entbindungen kann es zu Bindegewebsschwächen bei Frauen kommen. Folge dieser Schwäche sind in einigen Fällen Senkungen oder Organvorfälle. Bei circa 10% der Frauen, die Kinder entbunden haben, kann beispielsweise ein sogenannter Scheidenvorfall auftreten. Dabei können die vordere Scheidenwand oder die hinter Scheidenwand absinken und sich bei besonders schweren Verläufen aus dem Scheideneingang wölben. Man spricht ebenfalls von einer Scheidensenkung, wenn die Gebärmutter der Patientin bereits entfernt und das Scheidenende vernäht wurde. Durch verschiedene körperliche Übungen zur Stärkung des Bindegewebes und der Muskulatur des Beckens kann eine Scheidensenkung konservativ behandelt werden. Bei schweren Verläufen und je nach Art der Senkung (beispielsweise der vorderen oder hinteren Scheidenwand) können auch verschiedene Operationen zur Therapie eingesetzt werden. Unsere Fachärzte für Urogynäkologie im KontinenzZentrum Hirslanden in der Schweiz beraten Patientinnen individuell und besprechen gemeinsam mögliche Behandlungmethoden.
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Scheidensenkung: Symptome und Aussehen
Die Symptome einer Scheidensenkung sind denen der Gebärmuttersenkung oder der Blasensenkung sehr ähnlich. Meist berichten betroffene Patientinnen von folgenden Beschwerden:
- einem Zug nach unten in der Scheide oder im unteren Rücken
- einem Fremdkörpergefühl in der Scheide oder außerhalb davon
- Blasensymptome, wie ein langsamer Harnstrahl, eine Blasenentleerungsstörung, häufiger Harndrang oder verstärkter Harndrang, Inkontinenz und Urinverlust bei körperlicher Belastung
- Darmsymptome, wie Verstopfung und Stuhlentleerungsstörung oder die Notwendigkeit, die Scheide nach oben zu schieben, um den Darm zu entleeren
- Beschwerden beim Geschlechtsverkehr
In manchen Fällen der Scheidensenkung wölbt sich das Organ, hier das Scheidenende, durch die Scheidenöffnung nach außen. Eine unangenehme Ausbuchtung, auch Prolaps genannt, wird für die Betroffene sichtbar. Spätestens bei diesem sogenannten Scheidenvorfall sollten Betroffene einen Arzt für Gynäkologie oder Urogynäkologie für die Abklärung und Behandlung kontaktieren.
Ursachen und Formen der Erkrankung
Ursache einer Senkung der Organe des Beckens (Harnblase, Gebärmutter, Scheide, Enddarm) ist eine natürlich Bindegewebsschwäche, die bei Frauen nach der Geburt eines Kindes auftreten kann. Bei der Scheidensenkung geht die Entfernung der Gebärmutter voran: Bei dieser Operation wird nach Entnahme des Organs das Scheidenende vernäht. Durch schwache Beckenbodenmuskulatur und schwaches Bindegewebe kann das vernähte Ende nach unten bis aus der Scheidenöffnung hinaus sinken.
Neben der Geburt von Kindern können auch andere Ursachen einen Scheidenvorfall hervorrufen. Diese sind:
- Älterwerden und die Wechseljahre führen zu einer zunehmenden Schwächung des Beckenbodens
- Übergewicht
- chronischer Husten
- chronische Verstopfung
- andere Bindegwebs-Erkrankungen wie das Marfan- oder das Ehlers-Danlos Syndrom
Neben der Senkung des Scheidenendes kann es auch zu anderen Formen der Senkung der Scheide kommen. Diese sind die Senkung der vorderen Scheidenwand (Zystozele) und die Senkung der hinteren Scheidenwand (Rektozele oder Enterozele).
Was passiert bei einer Senkung der vorderen Scheidenwand?
Die Senkung der vorderen Scheidenwand, die sogenannte Zystozele, ist meist auf die Schwäche der starken Bindegewebsschicht, auch Faszie genannt, zurückzuführen. Diese Schicht an der vorderen Vaginalwand trennt Scheide und Blase. Durch die Senkung der Scheidenwand senkt sich die Blase meist mit ab. Es kann dadurch zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen mit einem langsamen oder wechselnden Harnstrahl kommen. Meist verursacht diese Scheidensenkung auch verstärkten Harndrang und Inkontinenz.
Was versteht man unter der hinteren Scheidenwand-Senkung?
Durch eine Schwäche des Bindegewebes zwischen Scheide und dem unteren Anteil des Darmtraktes (Rektum) kann eine hintere Scheidenwand-Senkung stattfinden. Bei dieser Form der Scheidensenkung kann es zu Schwierigkeiten beim Stuhlgang kommen. Auch das Gefühl eines Fremdkörpers und ein Ziehen oder Druck in der Scheide treten häufig auf. Die Senkung der hinteren Scheidenwand kann ebenfalls zu einer Vorwölbung aus der Scheide hinaus führen. Bei der Scheidensenkung der hinteren Vaginalwand spricht man von einer Rektozele und/oder Enterozele.
Welche Untersuchungen werden zur Diagnose einer Scheidensenkung angewendet?
Bei schmerzhaften Symptomen oder Anzeichen einer Auswölbung durch die Vaginaöffnung sollte ein Arzt für Urogynäkologie oder Gynäkologie aufgesucht werden.
Der Arzt wird Sie zunächst nach Ihrer medizinischen Vorgeschichte befragen, beispielsweise ob die Entfernung der Gebärmutter stattfand, eine chronische Verstopfung vorliegt oder andere Ursachen auf eine Scheidensenkung hinweisen. Hierauf folgt die Untersuchung des weiblichen Geschlechtsorgans sowie ein Husten-Test.
Im Anschluss geben klinische Untersuchung sowie Ultraschall-Untersuchungen genaueren Aufschluss, ob die Senkung eines Organs im Becken vorliegt. Bei einer Scheidensenkung kann eine urodynamische Untersuchung die Auswirkungen der Senkung auf die Blasen- und Beckenbodenfunktion aufdecken.
Sollten Anzeichen einer Inkontinenz vorliegen, ist es wichtig, diese von anderen Formen abzugrenzen, die nicht durch ein Absinken des Scheidenendes verursacht werden.
Wie erfolgt die Therapie einer Scheidensenkung?
Bei der Therapie einer Scheidensenkung unterscheiden wir zwischen konservativen und operativen Verfahren der Behandlung. Die im KontinenzZentrum Hirslanden spezialisierten Fachärzte für Urogynäkologie diagnostizieren und behandeln Scheidensenkungen individuell. Welche Therapieform für Sie in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Welche Beschwerden treten auf? Wie stark sind Schmerzen? Liegt eine Auswölbung durch die Scheidenöffnung (Prolaps) vor und wie stark ist dieser? Natürlich werden auch andere Aspekte wie Alter, Kinderplanung und Gesundheitszustand beachtet und fließen in unsere Behandlung mit ein.
Konservative Therapie
In der Regel wird bei vergleichsweise leichten Symptomen (leichter Grad der Senkung, geringe Inkontinenz) zunächst ein konservatives Vorgehen gewählt. Bei einer konservativen Therapie kommen folgende Behandlungen zum Einsatz:
- Beckenbodentraining
- Pessare (Medizinprodukt, meist aus Silikon, das in die Vagina eingelegt wird)
- Vermeidung von Heben schwerer Last
Während das Beckenbodentraining bei Scheidensenkungen die geschwächte Muskulatur um die Organe stärkt, ist ein Pessar ein medizinisches Produkt, das die Beckenorgane mechanisch stützt. Pessare gibt es in verschiedenen Größen und Formen, daher beraten wir unsere Patientinnen, welche Unterstützung für sie in Frage kommt.
Operative Verfahren zur Behandlung einer Scheidensenkung
Bei höherem Schweregrad der Scheidensenkung kommen operative Massnahmen zum Einsatz. Besonders bei einem Prolaps ist eine Operation in den meisten Fällen notwendig. Ein roboterassistiertes Operationsverfahren wie die DaVinci Operation zieht der Arzt bei einer starken Scheidensenkung ebenfalls in Betracht. Bei dieser Methode wird der operierende Arzt durch einen Roboter unterstützt, was folgende Vorteile für die Patientin bringt:
- minimale Operationsnarben
- geringer Schmerzmittelbedarf
- geringer Blutverlust
- schnellere Erholung
- kurzer Krankenhausaufenthalt
Die Sakrokolpopexie ist eine Operation, die einen Vorfall des Scheidenendes nach Gebärmutterentfernung korrigiert. Per Bauchschnitt oder Bauchspiegelung werden Blase und Enddarm zunächst von der Scheide abgelöst, bevor ein nichtauflösbares Netz von vorne und hinten an die Scheide genäht wird. Das Netz wird im Anschluss am Kreuzbein fixiert. Durch das Legen des Bauchfells über das Netz wird verhindert, dass es zu einer Verwachsung mit dem Darm kommt. Die Sakrokolpopexie kann zeitgleich mit Inkontinenz- oder weiteren Senkungseingriffen durchgeführt werden. Ziel der Eingriffe ist, die ursprüngliche Lage des Scheidenendes zu rekonstruieren. Dadurch werden die Senkungsbeschwerden gemildert. Schmerzen, Inkontinenz und andere Symptome werden gelindert und eine normale Funktion von Harnblase und Darm werden wiederhergestellt.
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