Chronische Beckenschmerzen
→ Leiden Sie unter chronischen Beckenschmerzen?
→ Beeinträchtigen die Schmerzen Ihr tägliches Leben?
→ Konnten bisher durchgeführte Untersuchungen keine Erklärung für die Schmerzen im Beckenbereich finden?
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern können die schmerzhaften Empfindungen von den Beckenorganen ausgehen oder auch diffus im Becken lokalisiert sein. Oft wird allein durch die Art der Beschwerden nicht ersichtlich, welche Ursachen einem chronischen Beckenschmerz zugrunde liegen. Deshalb sollten Sie die Symptome stets von einem spezialisierten Arzt abklären lassen.
Symptome: Wie äussern sich Beckenschmerzen?
Beckenschmerzen werden als Schmerzen im Unterbauch - ungefähr unterhalb des Bauchnabels und oberhalb der Beine - wahrgenommen. Die wahrgenommenen Symptome können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Sie können als Schmerzen im knöchernen Becken oder der Organe im grossen oder kleinen Becken empfunden werden. Dabei können die Beschwerden diffus und dumpf sein, manchmal auch stechend, krampfartig oder wellenartig in der Intensität schwankend. Der Schmerz kann einseitig (links/rechts) wahrgenommen werden oder in Beine, Leiste, Gesäss oder Rücken ausstrahlen. Häufig sind die Beckenschmerzen nicht eindeutig lokalisierbar.
Wenn Beckenschmerzen in einem Zeitraum von über sechs Monaten immer wieder auftreten, werden sie als chronische Beckenschmerzen bezeichnet. Hierfür ist es nicht erforderlich, dass die Beckenschmerzen dauerhaft oder jeden Tag verspürt werden.
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Ursache: Was verursacht chronische Beckenschmerzen?
Beckenschmerzen können durch die Blase, die Prostata, den Enddarm, die Geschlechtsorgane wie Gebärmutter, Eierstöcke, Prostata, Hoden oder durch den das Becken stützenden und stabilisierenden Bewegungsapparat sowie beteiligte Nerven hervorgerufen werden.
Auslöser für Schmerzen im Becken können vielfältig sein:
- Erkrankung, Entzündung oder Verletzung des betreffenden Organs
- Endometriose
- Veränderungen von Schleimhäuten
- Ernährungsgewohnheiten, Nahrungsmittelunversträglichkeiten und Allergien
- Chronische Darmkrankheiten
- Infektionen, z. B. Blasenentzündung
- Verspannungen und Verkrampfungen der Beckenbodenmuskulatur als Folge von körperlichem oder emotionalem Stress, Verletzungen oder Operationen
- Schmerzen in anderen Regionen des Körpers können sich im Becken manifestieren oder dorthin als Beckenschmerz ausstrahlen
- Entleerungsstörungen von Blase und Darm können Beckenschmerzen auslösen
Nervenverbindungen zwischen Gehirn und Blase: (1) Miktionszentrum im Großhirn, (2) Miktionszentrumim Hirnstamm, (3) Rückenmark, (4) sakrales (Kreuzbein-) Reflexzentrum, (5) Nervus hypogastricus, (6) Nervus pelvicus (Beckennerv), (7) Nervus pudendus, (8) Blase, (9) Beckenboden, (10) Schließmuskel, (11) Harnröhre
Chronische Schmerzen und ihre Folgen
Über eine längere Zeit andauernde Beckenschmerzen können sich in eine eigene, sich verselbstständigende chronische Schmerzkrankheit entwickeln. Die Schmerzen haben dann ihre medizinische Leit- und Warnfunktion verloren. Körperlicher oder emotionaler Stress kann dazu führen, dass die Schmerzen noch unangenehmer empfunden werden. Oft bestehen auch Schmerzen während und /oder nach dem Geschlechtsverkehr, so dass Sexualität und Partnerschaft beeinträchtigt werden.
Welche Ausprägungen chronischer Beckenschmerzen gibt es?
- Harnröhrenschmerz: Die brennenden Schmerzen beim Wasserlassen — oft auch nach dem Geschlechtsverkehr — werden als Beckenschmerz wahrgenommen.
- Interstitielle Zystitis: Der chronische Blasenschmerz (Blasenschmerzsyndrom) kann ausgeprägte Schmerzen im Unterleib sowie im Harn-, Damm-, Hoden- oder Vaginalbereich verursachen. Patienten berichten auch von schmerzhaften Empfindungen beim Geschlechtsverkehr und Wasserlassen in Form von Druck oder Brennen.
- Reizdarmsyndrom als Ursache für Beckenschmerzen: funktionelle Darmerkrankungen mit unregelmässigem Stuhlgang mit Verstopfung, Diarrhoe oder beidem im Wechsel. Das Reizdarmsyndrom kann Symptome aller möglichen Darmerkrankungen nachahmen, die Diagnose kann entsprechend erst nach Ausschluss anderer möglicher Darmerkrankung gestellt werden.
- Analschmerzsyndrom: Schmerzen am Darmausgang, gelegentlich Folge von Hämorrhoiden, Analfissuren, Entzündungen des Analkanals oder Reizdarmsyndrom werden als Beckenschmerz wahrgenommen.
- Neuropathischer Schmerz: Irritation, Beschädigung oder Einklemmung von Beckennerven (zum Beispiel des Pudendusnerven) verursachen Beckenschmerz.
- Schmerzen bei Beckenbodenfunktionsstörungen: Beckenschmerzen bei muskulärer Verspannung und Verhärtung im Beckenboden, häufig mit Schmerzausstrahlungen und umschriebenen, den Schmerz auslösenden Arealen (Triggerpunkten) — häufig mit Entleerungsstörungen von Blase und/oder Darm (Blasenschwäche oder Inkontinenz) verbunden.
- Einseitige Beckenschmerzen: Diese treten häufig in Folge von schmerzhaften Verspannungen aufgrund von Fehlbelastungen oder Fehlhaltungen auf. Fehlhaltungen können eine schlechte Angewohnheit sein oder anatomische Ursachen haben (z. B. Beckenschiefstand).
Beckenschmerzen bei Männern:
- Prostataschmerz (Chronische Prostatitis): Die Entzündung der Prostata mit verstärktem, schmerzhaftem Harndrang, Druckgefühl im Dammbereich und erschwerter, schmerzhafter Blasenentleerung wird häufig als Beckenschmerz empfunden. Man unterscheidet eine durch Bakterien verursachte Prostatitis von einer nicht bakteriellen Form. Die Behandlung dieser Prostataentzündung orientiert sich an den Beschwerden und ist oft langwierig und schwierig. Daher sind regelmässige Vorsorgeuntersuchungen für Männer wichtig, um eine Entzündung frühzeitig zu erkennen oder zu vermeiden.
- Hodenschmerz: Brennende oder ziehende Schmerzen der Hoden, der Nebenhoden oder des Hodensacks treten gelegentlich nach Vasektomie oder Leistenhernienoperationen auf und verursachen Schmerzen im Becken.
Beckenschmerzen bei Frauen:
- Beckenbodensenkung: Organsenkungen im Becken können sich durch Druck- und Fremdkörpergefühl in der Scheide, Unterbauch- und Rückenschmerzen, Probleme beim Geschlechtsverkehr und Schwierigkeiten, die Blase und den Darm in gewohnter Weise zu entleeren, bemerkbar machen.
- Endometriose: Erkrankung des Beckens, bei der sich Inseln von Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter ansiedeln. Endometrioseherde sind meistens im Unterbauch (z.B. in Eierstöcken, am Bauchfell, am Darm oder an der Blase) seltener auch in anderen Organen (Haut, Lunge) zu finden und werden durch die Hormone des Monatszyklus beeinflusst. Genau wie die normale Gebärmutterschleimhaut wachsen auch sie zyklusabhängig und können so neben herkömmlichen Unterleibsschmerzen auch starke Beckenschmerzen hervorrufen.
- Vulvadynie oder Scheidenschmerzen sind Missempfindungen und Schmerzzustände im Bereich der äusseren Geschlechtsorgane der Frau, für die oft keine erkennbaren Ursachen gefunden werden können, aber als Beckenschmerz empfunden werden.
- Uterusmyom: Gutartige Wucherungen in der Gebärmutter können Beckenschmerzen in Form von Druckgefühlen im Unterbauch verursachen. Je nach Grösse und Lage können sie für Harndrang, Blasen- oder Darmentleerungsstörungen oder Rückenschmerzen verantwortlich sein.
- Schwangerschaft: Beckenschmerzen und Krämpfe können bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft durch die veränderten Progesteronwerte entstehen. Starke Schmerzen in Verbindung mit Blutungen können Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft oder Fehlgeburt sein und sollten von einem Arzt abgeklärt werden.
- Symphysenlockerung: Während der Schwangerschaft oder bei der Geburt können sich die Bänder der Schambeinfuge (Symphyse) lockern, was betroffene Frauen als ausstrahlende Schmerzen im gesamten Beckengürtel wahrnehmen können.
Das können Sie selber tun, um Ihre Schmerzen zu lindern
- Vermeiden Sie saure, scharfe, koffeinhaltige Getränke und Speisen. Führen Sie ein Tagebuch um zu bemerken, ob auch andere Nahrungsmittel die Symptome verstärken.
- Yoga, Tai Chi und Meditationen können helfen die Schmerzen zu dämpfen. Nicht jede Methode ist für alle geeignet, versuchen Sie etwas zu finden, was für Sie entspannend ist. Manchmal hilft schon, einmal täglich für 10 Minuten tief Ein- und Auszuatmen.
- Versuchen Sie die stressauslösenden Faktoren in Ihrem Leben zu reduzieren. Sie können lernen, anders mit Stress umzugehen und ihn anders zu empfinden.
- Finden Sie Übungen zur Lockerung der verspannten Muskulatur im Bauch, Becken und Innenseite der Oberschenkel.
- Leichtes lockeres Joggen oder Spazieren ohne Anstrengung oder Leistungsdruck kann helfen die Schmerzen und unangenehmen Gedanken zu vermindern.
Wann benötigen Sie Hilfe durch einen Spezialisten?
Eine Vielzahl von leichten, noch nicht zu lange bestehenden Schmerzen im Beckenbereich können Sie selbst positiv beeinflussen und zu deren Linderung beitragen. Bei unzureichender Besserung braucht es jedoch die Abklärung und Behandlung durch erfahrene Fachspezialisten, um eine weitere Verschlimmerung und Chronifizierung der Beckenschmerzen zu vermeiden. Die Ursachen für Schmerzen im Bereich des Beckens sind vielfältig, gerade weil eine genaue Lokalisierung häufig schwer fällt und es sich dementsprechend zum Beispiel auch um ausstrahlende Bauch- oder Rückenschmerzen handeln kann. Halten Schmerzen im Becken länger als vier Wochen an, so ist eine Abklärung bei einem spezialisierten Facharzt sinnvoll, um eine geeignete Therapie zu finden.
Nach einer gründlichen Anamnese und ausgewählten Untersuchung können Ihnen Spezialisten eine, dem Krankheitsbild und den individuellen Bedürfnissen angepasste Therapie empfehlen und Sie im Heilungsprozess persönlich und bei Bedarf längerfristig begleiten.
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