Schliessmuskelprothese AMS 800
Hydraulische Harnröhrenschliessmuskelprothese als wirksame Therapie bei Inkontinenz
Aufbau und Komponenten einer Schliessmuskelprothese
Ein künstlicher Harnröhrenschliessmuskel, eine Schliessmuskelprothese, ist gleichermaßen für Männer wie für Frauen geeignet. Die Prothese besteht aus drei Komponenten: einer Harnröhrenmanschette, einer Bedienpumpe und einem Ballon. Die Komponenten der Schliessmuskelprothese sind untereinander mit Silikonschläuchen verbunden und bilden eine in sich geschlossene und vollständig in den Körper implantierte Einheit.
Die Manschette dient dem Verschluss der Harnröhre und sorgt dafür, einen ungewollten Harnverlust zu vermeiden. Die Manschette wird mit Flüssigkeit gefüllt und verschließt den Harnröhrenhohlraum durch Druck von außen. Dieser Verschluss ist idealerweise wasserdicht und schützt vor einem ungewollten Harnverlust.
Wenn die Blase von Zeit zu Zeit entleert werden muss, so kommen ein Öffnungsmechanismus und die anderen beiden Komponenten der Schliessmuskelprothese ins Spiel.
Funktionsweise einer Schliessmuskelprothes
Mit Hilfe der Bedienpumpe der Schliessmuskelprothese kann die Flüssigkeit aus der Manschette gepumpt werden, der Druck auf die Harnröhre lässt nach und gibt den Weg frei für die gewollte Entleerung der Blase. Während der Entleerung der Blase fängt der Ballon die aus der Manschette abgeleitete Flüssigkeit auf und speichert sie für einen kurzen Moment. Der Ballon der Schliessmuskelprothese befindet sich direkt neben der Blase oder kann in den Bauchraum platziert werden, er wird zudem mit einem gewissen Überdruck gefüllt. Dieser Druck bewirkt, dass die Flüssigkeit nach dem Wasserlassen innerhalb von wenigen Minuten automatisch vom Ballon zurück in die Manschette fließt, und diese die Harnröhre wieder verschließt.
Abb.: So ist eine Schliessmuskelprothese AMS 800 aufgebaut
(1) Ballon zur Druckregulierung,
(2) Verschlussmanschette um die Harnröhre,
(3) Pumpe zum Öffnen der Verschlussmanschette
Die manuelle Öffnung der Schliessmuskelprothese wird einige Mal am Tage, jedes Mal vor dem Wasserlassen von der Trägerin oder dem Träger der Prothese selbst durch Betätigung der Bedienpumpe vorgenommen. Die Bedienpumpe wird beim Mann unter die Haut des Hodensackes und bei der Frau unter die Haut der großen Schamlippe platziert und kann durch die Haut hindurch getastet und betätigt werden. Bei rechtshändigen Männern und Frauen wird die Pumpe auf die rechte Körperseite implantiert, bei Linkshändern entsprechend links. Die Handhabung der Bedienpumpe erfordert etwas manuelle Geschicklichkeit, wird aber nach einer kurzen Trainingsphase sicher beherrscht und im Alltag ohne Probleme mehrfach am Tage vorgenommen.
Operation zur Implantation der Schliessmuskelprothese
Für die Implantation der Schliessmuskelprothese ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt von zirka einer Woche und eine etwa zwei- bis dreistündige Operation nötig. Der Eingriff selbst wird in der Regel in einer Vollnarkose vorgenommen. Anschließend wird die Schliessmuskelprothese für einen Zeitraum von sechs Wochen blockiert, um ein vollständiges Verheilen der Operationswunden zu gewährleisten. Sind die sechs Wochen verstrichen, kann der künstliche Harnröhrenschließmuskel aktiviert werden und versieht dann meist über viele Jahre zuverlässig seinen Dienst.
Zumeist wird eine Schliessmuskelprothese bei Männern nach einer radikalen Prostataentfernung oder einer Operation der gutartigen Prostatavergrößerung mit anschließender Harninkontinenz implantiert. Das System gilt insbesondere in diesen Fällen als goldener Standard, da im Gegensatz zu anderen Verfahren eine vollständige Kontinenz über viele Jahre erreicht werden kann.
In geübten Händen sind Komplikationen sehr selten. Gefürchtet ist die Infektion der Prothese, die eine teilweise oder vollständige Entfernung des Systems nötig machen kann.
Nach Behandlung und Abklingen der Infektion kann eine neue Schliessmuskelprothese implantiert werden. Ein technisches Versagen des Systems kann du
rch ein Eindringen von Luft oder ein Abknicken der Schlauchverbindungen hervorgerufen werden. In einigen Fällen kann auch mit
verschlossenem System ein unwillkürlicher Harnverlust weiter bestehen, hier kann mit der Implantation einer zweiten Manschette ein wasserdichter Verschluss der Harnröhre erreicht werden.