Der Zusammenhang zwischen urologischen Symptomen und psychischen Erkrankungen ist evident und sollte in jeder umfassenden Strategie für psychische Gesundheit auf nationaler oder EU-Ebene berücksichtigt werden.
Deshalb haben die ICS (International Continence Society, die European Association of Urology (EAU) und der World Federation for Incontinence and Pelvic Problems (WFIPP) sich zusammengeschlossen um diese Korrelation weiter zu erforschen, die Behandlung und Prävention in die EU-Gesundheitsstrategie zu integrieren.
Inkontinenz und psychische Gesundheit
Inkontinenz (Harn- und Stuhlinkontinenz) ist ein stark stigmatisiertes Leiden, und obwohl es im politischen Diskurs nicht oft erwähnt wird, ist es weit verbreitet und betrifft schätzungsweise 10-20 % der EU-Bevölkerung. Auch wenn die Krankheit nicht lebensbedrohlich ist, so ist sie doch eine ernsthafte Beeinträchtigung, die sich negativ auf das persönliche und berufliche Leben der Patienten und ihrer Angehörigen auswirkt.
Zusammenhang zwischen Harninkontinenz und Depression
Die wissenschaftliche Literatur bestätigt die enge bidirektionale Beziehung zwischen Harninkontinenz und Depressionen und Ängsten, einschließlich der schwerwiegenden Folgen für den einzelnen Patienten und seine Angehörigen.
Das bedeutet, dass Inkontinenz zu affektiven Symptomen wie Angst und Depressionen führen kann und dass diese psychischen Probleme ebenfalls wiederum ein Auslöser für Inkontinenz sein können. So führt beispielsweise das Vorhandensein von Depressionssymptomen zu einem signifikanten Anstieg der von den Patienten angegebenen Harninkontinenzsymptome.
Eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Inkontinenz könnte darin liegen, dass sie zu sozialen und funktionellen Beeinträchtigungen führen können, die eine Häufung von Stress und anderen Auslösern zur Folge haben. Dies wiederum kann zu Depressionen und Angstzuständen führen. Der Zusammenhang kann auch dadurch erklärt werden, dass beide Syndrome gemeinsame biologische Mechanismen aufweisen.
Die Lebensqualität für Menschen, die zu Harn-, Darm- und Beckenbodenstörungen neigen kann durch deren Behandlung somit nachhaltig verbessert werden.
Inkontinenz im Zusammenhang mit der alternden Gesellschaft
Inkontinenz steht auch im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel und der alternden Bevölkerung, und es gibt nachweislich einen Zusammenhang zwischen neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson und Inkontinenz. Beispielsweise fühlen sich Patienten und ihre Betreuer oft weniger in der Lage, das Haus zu verlassen, was zur Einsamkeit beiträgt, die wiederum Depressionen und Ängste verstärken kann.
Zusammenhang zwischen Krebs und Harninkontinenz
EAU mit der WFIPP, einer Reihe von Patientenorganisationen und anderen wichtigen Interessengruppen arbeiten zusammen, um auch auf die Zusammenhänge zwischen Krebs und Harninkontinenz hinzuweisen, die ebenfalls zu äusserst negativen psychosozialen Folgen für Patienten und ihre Angehörigen führen können.
FAZIT zur Wechselwirkung von Inkontinenz und psychischer Gesundheit:
Inkontinenz (Harn- und Stuhlinkontinenz) ist ein stark belastendes Leiden, und obwohl es im gesundheitspolitischen Diskurs nicht oft erwähnt wird, ist es weit verbreitet und betrifft ca. 10-20 % der EU-Bevölkerung. Auch wenn Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz nicht lebensbedrohlich sind, beeinflussen sie die Lebensqualität eines jeden Betroffenen stark. Dies hat weitreichende, beeinträchtigende Folgen, die sich negativ auf das Wohlbefinden, die Lebensweise und somit auch auf das persönliche und berufliche Leben der Patienten und ihrer Angehörigen auswirken.
Deshalb sollten die Zusammenhänge weiter klinisch erforscht werden, um die negativen Auswirkungen immer besser behandeln und die Prävention weiter optimieren zu können.