Herausforderungen der Prostata-Rehabilitation im Wandel der Zeit
Weiterentwicklung der Operationsmethoden bei Prostata Krebs
Der aktuelle Trend zeigt klar, dass sich die Wahl der Operationsmethode signifikant ändert. Wurden 2018 noch ca. 50% der Patienten minimal-invasiv operiert, so sind es 2023 bereits um die 80%.
Die minimal-invasive Methode bietet verschiedene Vorteile: kleinere Schnitte und weniger Gewebetrauma gepaart mit geringerem Blutverlust. Dies führt zu einer kürzeren Hospitalisationsdauer und Verbesserung der postoperativen Mobilität.
Trend zu immer weniger Urinverlust
Es hat sich gezeigt, dass der durchschnittliche Urinverlust tagsüber von 2018 mit durchschnittlich 47g sich bis 2022 mit ca. 18g um zwei Drittel reduziert hat. Am meisten Urinverlust hat die konventionelle, laparoskopische Methode mit 114 g Urinverlust, gefolgt von der offenen Methode mit 41g. Den geringsten Urinverlust zeigen robotische Eingriffe mit 14g, wobei die perineale Prostatektomie, die nur in bestimmten Fällen in Frage kommt, praktisch zu keinem Inkontinenz-Reha-Bedarf führt.
Verbesserte Nervenerhaltung
Durch die verbesserten und präziseren Operationsmethoden konnte im Laufe der letzten Jahre auch die Nervenerhaltung signifikant verbessert werden und das unabhängig vom Tumorstadium. Einerseits konnte die Rate einseitiger Nervenerhaltung von 17.4 auf 17.6% nicht signifkant gesteigert werden. Andererseits nahmen die Anzahl beidseitig nervenerhaltender Eingriffe von 42.6% im Jahr 2018 auf 54.2 % im Jahr 2022 deutlich zu.
Prostata-Reha im Wandel der Bedürfnisse
Eine Rehabilitation nach Prostata OP muss sich somit im Laufe der Jahre anpassen, basierend auf der sich verändernden Ausgangslage. Das Patientenbefinden, die postoperativen Beschwerden, Komplikationsraten, Mobilität sowie die Inkontinenz haben sich durch die neuen Operationsmethoden verbessert. Dadurch empfinden sich die Patienten heutzutage leistungsfähiger. Die Wundheilung stellt sich dennoch unverändert dar und nimmt immer noch bis zu zwölf Wochen in Anspruch.
Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass die verbesserte funktionelle Ausgangslage, nicht durch zu ambitioniertes Vorgehen riskiert werden darf und man auch weiterhin Vorsicht walten lassen sollte.
Zudem bedarf es weiterhin eines ganzheitlichen Ansatz bei dem Urologen, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter Hand in Hand zusammenarbeiten. Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch psychologische Aspekte miteinbezieht, ist deshalb wichtig, da es gerade bei Patienten, die sich noch im erwerbsfähigen Alter befinden, eher zu Depressionen, Angstzuständen und einer verringerten Lebensqualität kommt, als bei bereits Pensionierten im fortgeschrittenem Alter.
Andererseits braucht es auf Grund der sich kontinuierlich bessernden postoperativen Gesamtkonstitution der Patienten nach Prostatektomie in geringerem Umfang klassische Frührehabilitation, sondern gezielte Physiotherapie, und im weiteren Verlauf auch Sporttherapie.
FAZIT
Der Fortschritt der Operationsmethoden und der Technik sowie der damit verbundene Trend zur robotisch assistierten Prostatektomie wird den Rehabilitationsbedarf weiter beeinflussen. Weiterhin bedarf es einen umfassenden Ansatz, der den Patienten und seine medizinischen, sozialen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt und dabei sicher geht, dass eine erfolgreiche Erholung und Rehabilitation die Lebensqualität eines Patienten nachhaltig optimiert.
Quelle
Kongress Deutsche Gesellschaft für Urologie 2023, Kongresszeitung S. 32-33, «Neue Herausforderungen für die Rehabilitation», Dr. Marius Bute-Bocu, Kliniken Hartenstein Bad Wildungen-Reinhardshausen,