Blasensenkung: Häufige Inkontinenz-Ursache
Was ist eine Blasensenkung?
Bei einer Blasensenkung (Senkblase, Blasenvorfall, Zystozele) kommt es zu einer Verlagerung der Harnblase nach unten in Richtung des Beckenbodens und nach hinten. Anatomisch bedingt trifft eine Blasensenkung nur Frauen, denn sie beruht auf einer Überdehnung oder Erschlaffung des Blasenhaltesystems aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe. Eine Harninkontinenz und häufige Blasenentzündungen sind typische Komplikationen eines Blasenvorfalls. Aber auch eine ausgeprägte Blasensenkung kann mit verschiedenen Methoden gut therapiert werden.
Die Ärztinnen und Ärzte im KontinenzZentrum Hirslanden in Zürich sind auf die Untersuchung und Behandlung von Blasensenkungen spezialisiert. Vereinbaren Sie gern einen Termin in unserem Zentrum, wir informieren Sie über Ihre individuellen Abklärungs- und Therapiemöglichkeiten.
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Eine Blasensenkung ist in der Regel gut behandelbar. Kontaktieren Sie uns für ein Beratungsgespräch, wir informieren Sie gerne über Ihre individuellen Behandlungsmöglichkeiten.
Ursachen: Wie kommt es zu einer Blasensenkung?
Die Ursache einer Blasensenkung liegt häufig in der Lockerung und Dehnung des Halteapparates: Im weiblichen Becken sind eine Reihe von Organen in enger Nachbarschaft zueinander und zur Blase gelegen: Vorn direkt hinter dem Schambein die Harnblase und die Harnröhre, in der Mitte die Gebärmutter und die Scheide und hinten in Richtung Kreuzbein gelegen der Enddarm.
Alle diese Organe, also auch die Harnblase, sind mit den Beckenknochen und auch untereinander durch Muskelzüge, Haltebänder und Bindegewebsstrukturen verbunden. Hauptursache einer Blasensenkung ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Diese wird vor allem begünstigt durch:
- Schwangerschaften und Geburten
- Belastungen wie schweres Heben
- Wechseljahre und Alter
- Übergewicht
- Chronische Verstopfung
- Chronische Hustenerkrankung
Schwangerschaft und Geburt begünstigen eine Blasensenkung
Ein verstärkender Faktor für eine Blasensenkung besteht in der starken Beanspruchung der aus Bindegewebe bestehenden Haltebänder im Laufe des Lebens, insbesondere während einer Schwangerschaft und der Geburt. Während einer Schwangerschaft nimmt die Gebärmutter deutlich an Grösse und Gewicht zu, die Haltebänder werden dadurch sehr beansprucht und gedehnt. Es besteht sogar das Risiko, dass eines oder mehrerer Bänder abreissen. Auch während einer Geburt können die Muskelzüge und Haltebänder von Blase, Scheide und Gebärmutter gelockert oder gar abgerissen werden und zu einer Blasensenkung führen.
Zusätzlich muss die weibliche Beckenbodenmuskulatur für Geburten wesentlich dehnbarer sein als die männliche Beckenbodenmuskulatur. Nach einer Geburt regeneriert sich der gesamte Halteapparat inklusive der stützenden Muskulatur oft nicht mehr vollständig. Mit der Anzahl der Geburten steigt daher auch das Risiko für eine Blasensenkung, bzw. kann eine bereits vorhandene Absenkung verstärkt werden. Durch die geschwächte Beckenbodenmuskulatur kommt es neben der Blasensenkung häufig zu weiteren Organsenkungen im Becken, beispielsweise zur Scheiden- oder Gebärmuttersenkung.
Weitere Risikofaktoren
Bei Frauen mit einer Bindegewebsschwäche kann es aber auch ohne eine Geburt durch die alltägliche Beanspruchung über die Jahrzehnte zu einer Lockerung und Dehnung des Halteapparates und damit zu einer Blasensenkung kommen. Nach den Wechseljahren kann sich, möglicherweise begünstigt durch hormonelle Faktoren und eine Gewichtszunahme, eine Senkung von Blase, Gebärmutter und/oder Enddarm bemerkbar machen.
Symptome: Welche Auswirkungen hat eine Blasensenkung?
Eine leichte Blasensenkung kann oft beschwerdefrei verlaufen und wird daher oft nicht bemerkt. Sinkt die Harnblase aber stärker ab, können die Symptome deutlicher wahrnehmbar sein. Von einer Blasensenkung betroffene Frauen schildern häufig ein Fremdkörpergefühl in der Scheide oder haben Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs. Die Bandbreite der Empfindung reicht hier je nach Schweregrad der Senkung von einem unangenehmen Druckgefühl im Unterleib bis hin zu ziehenden Unterbauchschmerzen und ausstrahlenden Rückenschmerzen. Betroffene Frauen sind darüber hinaus anfälliger für Blasenentzündungen.
Fremdkörpergefühle, Druck und Schmerzen treten vor allem beim Laufen, im Stehen, im Sitzen, beim Bücken sowie beim Stuhlgang auf. Im Liegen lassen die Beschwerden häufig nach, weil sich der Druck der darüber liegenden Organe auf die Harnblase verringert und die Harnblase sich wieder etwas zurückziehen kann. Morgens sind die Symptome dadurch typischerweise weniger ausgeprägt als abends.
Auch die Blasenfunktion kann bei einer Blasensenkung betroffen sein, da Blase und Harnröhre ohne eine ausreichende Fixierung am Becken ihrer Funktion nicht mehr vollständig nachkommen können.
Der Beckenboden stabilisert die Blase im Becken
Die Lockerung insbesondere der Harnröhrenbänder kann eine Inkontinenz beim Husten und bei körperlicher Betätigung (sog. Belastungsinkontinenz) zur Folge haben: Immer wenn durch einen Hustenstoss, das Anheben einer Einkaufstasche oder beim Sport der Druck im Bauchraum erhöht wird, pflanzt sich diese Druckwelle auf die Blase fort und erhöht auch dort den Druck. Normalerweise wird durch einen automatischen Verschluss der Harnröhre verhindert, dass die Blase undicht wird. Fehlt hingegen eine ausreichende Stabilität der Harnröhre, so versagt dieser Verschlussreflex, und es kommt es zu einem ungewollten Harnverlust mit oder ohne begleitenden Harndrang.
Diagnose der Blasensenkung
Bei Verdacht auf Blasensenkung ist die Urologie bzw. Urogynäkologie der zuständige Fachbereich. Auch wenn gelegentlich ein Gynäkologe die Erkrankung entdeckt, ist für die verbindliche Diagnose und Therapie ein Urologe aufzusuchen. Der Arzt wird zunächst eine gründliche Befragung des Patienten durchführen. Zur Anamnese werden Fragen nach Senkungsgefühlen, Vorwölbung im Scheidenbereich, Harn- oder Stuhlproblemen, Anzahl und Verlauf der Geburten, Miktationsverhalten, körperlicher Tätigkeit sowie ggf. zum Geschlechtsverkehr gestellt.
Da aus der Beobachtung oder Beschreibung einer Vorwölbung noch nicht geschlossen werden kann, welche Organe des Beckens abgesunken oder vorgefallen sind, finden zur Diagnose der Blasensenkung weitere Untersuchungen statt. Dies reicht vom Abtasten des Bauchraumes und dem Einsatz eines zweiteiligen Spekulums bis hin zu bildgebenden Verfahren wie Ultraschall des Harntraktes oder Blasenspiegelung. Bei der Untersuchung mittels Ultraschall kann bei Frauen die Funktion von Blase und Harnröhre durch die Scheide hindurch untersucht werden. Dabei werden die Länge der Harnröhre und ihr Winkel zur Blase gemessen, zuerst in Ruhe und dann beim Pressen und Husten. Hier zeigt sich, ob eine Blasensenkung als Ursache einer Inkontinenz vorliegt. Auch urodynamische Funktionsuntersuchungen können durchgeführt werden, um mögliche Ursachen einer Inkontinenz oder einer Fehlfunktion der Harnblase zu erkennen.
Therapie: Behandlungsmöglichkeiten einer Blasensenkung
Eine mit Beschwerden verbundene Blasensenkung bedarf häufig einer Therapie, unabhängig vom Alter der Betroffenen. Mit einer Besserung oder gar einer Spontanheilung kann nicht gerechnet werden.
Die Therapie einer Blasensenkung richtet sich nach der Schwere und vor allem nach der individuell vorliegenden Ursache des Blasenvorfalls. Unabhängig vom Grad der Erkrankung sollte jede Form der Blasensenkung abgeklärt und behandelt werden, die eine Frau stört und ihre Lebensqualität beeinträchtigt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sie ein Fremdkörpergefühl in der Scheide verspürt, wenn Probleme beim Geschlechtsverkehr auftreten oder wenn die Blasenentleerung beeinträchtigt ist. Umgekehrt muss nicht jede Blasensenkung behandelt werden, wenn die betroffene Frau keine Beschwerden hat.
Für die Behandlung der Blasensenkung gibt es zwei Methoden: konservative Therapien und Operationen.
- Konservative (nicht-operative) Behandlungsmöglichkeiten sind ein Beckenbodentraining, die lokale Hormongabe sowie die Verwendung von Pessaren oder speziellen Vaginaltampons. Auch eine Gewichtsabnahme kann bei Übergewicht zum Therapieplan gehören.
- Operative Behandlungsmöglichkeiten beinhalten eine Vielzahl moderner, komplikationsarmer Operationen, wie der Da Vinci OP, bei denen Organe im Becken angehoben und stabilisiert werden. Hierfür wird anhand genauester und präziser Voruntersuchungen für jede Patientin ein individuell angepasster Operationsplan entwickelt.
Beckenbodengymnastik bei Blasensenkung
Unter Anleitung einer Physiotherapeutin können die Patientinnen ihren geschwächten Beckenboden gezielt stärken. Ein langfristiges Beckenbodentraining kann eine leichte Blasensenkung stabilisieren und eine Belastungsinkontinenz verhindern oder verbessern. Hierdurch kann die Lebensqualität der Betroffenen bereits stark verbessert und eine Verschlechterung der Erkrankung herausgezögert werden. Die Beckenbodentherapie ist ein Langzeitprojekt, kurzfristige Erfolge lassen sich hierdurch nicht erzielen.
Pessartherapie bei Blasensenkung
Eine Pessartherapie kann kurzfristige Verbesserung der Symptome bringen und wird zumeist als vorübergehende Therapie angewendet. Hierbei wird ein Pessar – zumeist ein weicher Ring oder Würfel aus Silikon – in der Scheide platziert. Die Patientin kann das Pessar selbst regelmässig herausnehmen, reinigen und wieder einsetzen. Es behindert sie nicht beim Toilettengang, muss jedoch für den Sexualverkehr entfernt werden. Durch seine Lage kann das Pessar die vorgefallene Blase und andere Beckenorgane zurückhalten, jedoch keine dauerhafte Korrektur einer Absenkung herbeiführen. Vorteil dieser Methode ist, dass bei richtiger Anwendung und Pflege keine Nebenwirkungen oder Komplikationen zu erwarten sind.
Operation der Blasensenkung
Wenn die Blasensenkung besonders ausgeprägt ist oder nicht durch konservative Massnahmen kontrollierbar ist, so kommen eine Reihe von operativen Verfahren in Betracht. Die gesenkte Blase kann dabei auf unterschiedliche Art und Weise angehoben und wieder im Becken fixiert werden. Die Auswahl der Operationsmethode erfordert Erfahrung vom Arzt und ist immer individuell auf die Patientin angepasst. Ziel der OP-Massnahme ist es, die ursprüngliche Lage der vorgefallenen Harnblase zu rekonstruieren, somit die Senkungsbeschwerden zu lindern und eine normale Blasen- oder Darmfunktion wiederherzustellen.
In vielen Fällen wird die Operation durch die Scheidenöffnung hindurch vorgenommen, so etwa bei Senkungen der Blase und des Darms als Raffung der vorderen bzw. hinteren Scheidenwand. Ist gleichzeitig die Gebärmutter oder die Scheide gesenkt, so kann neben der Raffung eine Befestigung der Gebärmutter im Becken mittels einer Naht an einem festen Band tief im Becken oder aber auch eine Gebärmutterentfernung (nur bei abgeschlossener Familienplanung) erforderlich sein.
Bei kombinierten Senkungen kann auch ein Eingriff über einen Bauchschnitt sinnvoll sein. Dabei wird ein Netz an der vorderen und hinteren Scheidenwand befestigt und am Kreuzbein fixiert. Tritt nach einer Operation bei Senkung ein Rückfall ein, so kann auch eine Netzeinlage von der Scheide aus erwogen werden.
Bei schwereren Fällen ist die minimal-invasive DaVinci Operation eine zuverlässige Möglichkeit. Bei diesem Verfahren agiert der Operateur mittels Roboter-unterstützter Technik. An den Armen des Roboters befinden sich chirurgische Instrumente, welche die Operation durch vorgegebene Bewegungen aus der Steuerkonsole direkt umsetzen. Laut Hersteller wurden weltweit über fünf Millionen Eingriffe mit dem DaVinci System durchgeführt, damit ist dieses Operationsverfahren mittlerweile längst praktizierte Realität.
Vorbeugung einer Blasensenkung
Eine gesunde Lebensweise, sportliche Betätigung und ein normales Körpergewicht sind die besten Hilfsmittel für einen starken Beckenboden und somit eine gute Prophylaxe gegen Blasen- und Organsenkungen. Generell verhindern lässt sich damit eine Blasensenkung nicht, doch ein rechtzeitiger Arztbesuch und eine frühzeitige Therapie tragen wesentlich zu einer Verbesserung der Erkrankung und damit zur Steigerung der Lebensqualität bei.
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